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Ronny Blaschke im Borussia-Clubheim: Wie weit der (versteckte) Rassismus immer noch verbreitet ist...

Das Timing hätte besser nicht sein können: Am Montagmittag wurde bekannt, dass Ronny Blaschkes „Spielfeld der Herrenmenschen“ zum "Fußballbuch des Jahres" gekürt wurde.

Am Montagabend war Ronny Blaschke dann zu Gast bei Borussia Leer - um dort in einem Impulsvortrag über das Thema seines prämierten Buches zu sprechen. Im Anschluss diskutierte er mit den 30 Besucher*innen darüber.

Es war ein sehr interessanter Abend, an dem deutlich wurde, was das Buch „Spielfeld der Herrenmenschen“ so besonders macht. Ronny Blaschke recherchierte dafür in neun Ländern und auf fünf Kontinenten. Zwischen 2020 und 2023 führte er insgesamt 120 Interviews zum Thema.

Wie sich die koloniale Vergangenheit auf den Fußball und die Medienberichterstattung auswirkt, war in dieser Form noch nie analysiert worden.

Im Kolonialismus entstanden Stereotype, die bis heute nachwirken. Kurz gesagt, wurde den Menschen eingeredet, dass es eine eine weiße intellektuelle Überlegenheit und eine schwarze körperliche Überlegenheit gibt. „Dadurch setzte sich in den Köpfen vieler Menschen fest, dass es gravierende genetische Unterschiede gibt, was natürlich nicht stimmt. Aber diese Bewertung findet sich bis heute wieder – vor allem auch im Sport“, so Ronny Blaschke. Dass zum Beispiel kenianische Läufer international so erfolgreich sind, habe nichts mit der Hautfarbe zu tun: „Die meisten dieser Läufer kamen aus der Hochebene. Das brachte die entscheidenden Vorteile im Ausdauertraining.“

Eine Berliner Studie belege, dass auch in der 1. und 2. Bundesliga die vermeintlich kreativen, spielintelligenten Positionen mit weißen Spielern besetzt werden, während auf den vermeintlich kraftvollen und athletischen Positionen schwarze Spieler eingesetzt werden. Noch deutlicher zeichne sich das Bild in den Führungsetagen der Verbände und Vereine ab, die von weißen Männern dominiert werde.

Daran zeige sich, wie weit der (versteckte) Rassismus noch verbreitet ist. „Eines meiner Ziele mit meinen Vorträgen und dem Buch ist es auch, unseren eigenen Rassismus zu hinterfragen – denn ich kann mich selbst nicht davon freisprechen, Menschen bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben. Deshalb ist es wichtig, dass wir diese Debatte anstoßen“, betont der Autor.

Borussia Leer organisierte die Veranstaltung mit Ronny Blaschke im Rahmen der „Themenwochen für Demokratie und Vielfalt“, die mit Unterstützung von Borussia vom Leeraner Kulturzentrum Zollhaus ins Leben gerufen wurden.

„Wir verfolgen die Arbeit von Ronny Blaschke schon seit über 15 Jahren sehr intensiv. Als Borussia im Februar in Berlin mit dem bundesweiten Vereinspreis 'Sport mit Haltung' ausgezeichnet wurden, haben wir Ronny persönlich kennen gelernt – daraus resultierte jetzt sein Besuch in Leer“, so Borussias 2. Vorsitzender Mario Rauch.

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